Funktionsweise der Oberweißbacher Bergbahn
Die Bergbahn besteht aus zwei Teilen:
- der Standseilbahn, von Obstfelderschmiede nach Lichtenhain und
- der "Flachstrecke" der Bergbahn, von Lichtenhain nach Cursdorf
Die Konzession zum Bau wurde für eine Eisenbahnstrecke von Obstfelderschmiede nach Cursdorf erteilt, heute als Strecke Nr. 6691 der Deutschen Bahn AG geführt. Die Standseilbahn ist also ein Bestandteil dieser Eisenbahnstrecke.
Die Standseilbahn hat zwei unterschiedliche Fahrzeuge, einen “Personenwagen” und eine “Güterbühne” zum Transport normalspuriger Eisenbahnwagen bis 27 t Gesamtmasse.
Sie wurde gebaut für den Güterverkehr, um die Hochebene um Oberweißbach an das deutsche Eisenbahn-Netz anzuschließen.
Statt Güterwagen ist heute in der Regel ein ehemaliger Triebwagen-Beiwagen oder das "Cabrio", ein offener Wagen, auf der Güterbühne aufgesetzt.
Die Strecke ist eingleisig und hat eine Abt´sche Ausweiche in der Mitte, wo beide Wagen aneinander vorbei fahren. Eine weitere Abt’sche Weiche in der Talstation trennt die Strecke in zwei Gleise, um den Personenwagen an den Bahnsteig und die Güterbühne an die Verladerampe zu leiten.
Die Standseilbahn hat an beiden Enden jeweils Anschluß über eine Drehscheibe an die Bahnanlagen mit Regelspur-Gleisen.
So entstand eine weltweit einzigartige Standseilbahn, funktionsfähig bis in die heutige Zeit und gleichzeitig ein "lebendes" technisches Denkmal.
Technische Daten der Oberweißbacher Bergbahn
Planung und Leitung der Gesamtanlage: Regierungsbaurat Dr. Wolfgang Bäseler
Planung und Bau der Seilbahnkomponenten: Firma Heckel, Saarbrücken
unveränderte technische Daten:
Fahrbahnsystem: |
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Eingleisige Standseilbahn mit 2 Fahrzeugen, Abt'scher Ausweiche und zusätzlicher Abt'scher Weiche |
Fahrbahnlänge: |
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1387,8 m |
Spurweite: |
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1800 mm (Eisenbahn: 1435 mm) |
Höhendifferenz: |
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323 m |
Höhe Talstation: |
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340,8 m über NN |
Höhe Bergstation: |
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663,8 m über NN |
Steigung: |
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23,92 ... 25,00 % |
Fahrgeschwindigkeit: |
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1,6 m/s (5,76 km/h) |
Fahrzeit: |
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18 min |
Seildurchmesser: |
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40 mm (Nenndurchmesser) |
Durchm. Antriebsscheiben: |
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4000 mm jeweils (2 Stück) |
Umschlingungswinkel an den Antriebsscheiben |
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je 270° (2x) = 540° Gesamtumschlingung
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Drehzahl der Antriebsscheiben bei 1,6 m/s: |
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7,64 U/min |
Antrieb: 2 Drehstrom-Asynchron-Motoren in zwei Antriebssträngen
- je 110 kW, 3 x 400 V
- max. 935 U/min
Getriebe:
- 2 Stck. 4-stufige Stirnradgetriebe in zwei Antriebssträngen
- Gesamtübersetzung i = 122,34
Maschinenhaus - Das Herzstück der Bergbahn
Im Maschinenhaus befindet sich die Antriebsanlage der Standseilbahn mit nachfolgenden Hauptbauteilen:
- zwei Drehstrom-Asynchronmotoren mit jeweils 110 kW, die über den Antriebsstrang die Treibscheiben bewegen. Dabei erfolgt eine elektronische Steuerung des Gleichlaufs.
- Die beiden Treibscheiben stehen quer zur Fahrtrichtung, die Richtungsänderung erfolgt über die zwei Umlenkscheiben. Treib- und Umlenkscheiben haben einen Durchmesser von 4 Metern. Nur diese platzsparende Anordnung mit maximalem Umschlingungswinkel des Seils und somit großer Reibfläche zwischen Seil, Seilfutter und Treibscheibe gewährleistet den Transport großer Lasten (Güterverkehr).
- Betriebsbremse und Sicherheitsbremse, die beide als Federspeicherbremse arbeiten. Das Öffnen der Bremse erfolgt hydraulisch.
Abt´sche Weiche - Die ganz besonderen Weichen der Standseilbahn
Die Abt’sche Weiche funktioniert ohne bewegliche Teile. Der Personenwagen hat links seine Räder mit doppeltem Spurkranz. Er wird durch den linken Schienenstrang geführt. Seine “Walzen-Räder” auf der rechten Seite können ohne Mühe die Lücken für das Seil innerhalb der Weiche überrollen. Bei der Güterbühne ist die Anordnung der Räder entgegengesetzt. Sie wird durch den rechten Schienenstrang geführt und hat links ihre “Walzen-Räder”.
Die Abt´sche Weiche ist benannt nach deren Erfinder:
Carl Roman Abt (*16. Juli 1850 in Bünzen, † 1. Mai 1933 in Luzern) war ein Schweizer Maschinen-Ingenieur, Erfinder und freier Unternehmer. Er machte bahnbrechende Erfindungen, so für die Zahnradbahnen ("System Abt") durch Kombination von Adhäsions- und Zahnradlokomotiven, sowie der selbsttätigen Ausweiche für Standseilbahnen. Auch leitete er den Bau von 72 Bergbahnen in allen Erdteilen wie die Visp-Zermatt-, Gornergrat-, Furka-Oberalp- und Monte-Generoso-Bahn.
(Foto und Beitrag aus der freien Internet-Enzyklopädie Wikipedia)