Unser Wald im Wandel
„Wer einen Baum pflanzt, wird den Himmel gewinnen.“
(Konfuzius)
Im Thüringer Wald und insbesondere auch im Schwarzatal prägen abgestorbene Fichten und gerodete Flächen das Landschaftsbild. Ursächlich ist der fortschreitende Klimawandel und seine Folgen, wie etwa die Massenvermehrung von Fichtenborkenkäfern.
Warum gibt es so viele Fichten in den heimischen Wäldern?
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vermehrt Fichten in Monokulturen (Waldplantagen) angepflanzt, weil diese als Saatgut gut verfügbar, einfach zu pflanzen und das gesuchte Holz universell verwendbar ist. Natürlicherweise kommt die Gemeine Fichte jedoch nur in kühlen bis kaltgemäßigten Klimazonen vor, beispielsweise im Gebirgsklima der Alpen, des Hochharzes oder den Hoch- und Kammlagen des Thüringer Waldes. Ökologisch sind sie an diese Standorte angepasst und dort konkurrenzstark. In Lagen bis 600 Höhenmeter sind die Bäume hingegen anfälliger für Störungen wie klimawandelbedingte Trockenperioden. Der flächige Befall durch Borkenkäfer ist eine direkte Folge des fortschreitenden Klimawandels und der Bewirtschaftung von Waldflächen mit Fichtenreinkulturen außerhalb ihrer natürlichen Verbreitungsgebiete.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Borkenkäfer#Ursachen_für_den_Borkenkäferbefall, ThüringenForst-AöR
Klimawandel und die Folgen für unsere Wälder
In den letzten hunderten Jahren hat sich mit Beginn des Industriezeitalters das Klima stark verändert. Heiße und trockene Sommer, schwere Stürme und Überschwemmungen kommen auch in Thüringen immer häufiger vor.
Weltweit hat sich die Durchschnittstemperatur in den letzten 50 Jahren um etwa 0,75 Grad erhöht. In Thüringen sogar um etwa 1,0°C, so dass die Wetterextreme noch weiter zunehmen werden.
Heiße Tage gibt es jährlich in Thüringen etwa doppelt so häufig wie in der Vergangenheit. Das hat auch einen Einfluss auf die Flora und Fauna der heimischen Wälder. Die trockenheitsgestressten Wälder sind weniger widerstandsfähig gegenüber Schädlingen wie heimischen und exotischen holzzerstörenden Pilzen und Insekten wie z. B. Borkenkäfern.
Quelle: https://www.thueringenforst.de/wald-zukunft/wald-klimawandel
Ursachen für das Baumsterben
Auslöser für das massive Fichtensterben ist der Klimawandel. Der Borkenkäfer ist (nur) ein Folgeschädling. Während gesunde Bäume sich mit Harz gegen die Käfer wehren, können das geschwächte Fichten nicht. Die trockenen Sommer und begleitende Stürme haben die Fichtenbestände so extrem geschwächt, dass ein Befall mit diesen Folgen nicht zu vermeiden war.
Schon eine geringe Anzahl an Borkenkäfern lässt die Fichten absterben. Bei guten Bedingungen vermehren sie sich massenhaft. Ein Borkenkäferpärchen generiert in warmen, trockenen Jahren über mehrere Generationen bis zu 200.000 Nachfahren pro Jahr, was zu einer explosionsartigen Ausbreitung führt. Der Borkenkäfer, ein naturgegebener Vertreter im Ökosystems Wald, ist also nicht die Ursache dieser Entwicklung, sondern der Klimawandel.
Vom Baumsterben sind jedoch nicht nur Fichten betroffen. Auch Buchen, insbesondere Altbuchen, sterben in großer Zahl in Thüringen durch Trockenheit ab. Weit verbreitet ist das Eschensterben, hervorgerufen durch einen holzerstörenden Pilz, der Dank des Klimawandels aus Asien zu uns migriert ist. Selbst die Eichen verlieren durch die langen Sommertrockenphasen an Vitalität, werden durch Pilze und Insekten (z. B. Schwammspinner) befallen und auch zum Absterben gebracht.
Quelle: https://www.harzinfo.de/naturlandschaft-harz/initiative-der-wald-ruft/hintergruende, ThüringenForst-AöR
Gibt es den Borkenkäfer schon immer?
Die ersten fossilen Nachweise für diesen Käfer liegen grob geschätzt seit 100 Millionen Jahren vor – ihn gibt es also gefühlt schon immer in unseren Wäldern. Aufgrund des für die Entwicklung des Borkenkäfers günstigen Klimas hatte er besonders gute Bedingungen sich zu entwickeln und zu vermehren.
Käfer-Mathematik mit Gruselfaktor
Ein gruseliges Rechenbeispiel:
Ein Buchdruckerweibchen legt in einem warmen Frühjahr, am 1. April 40 Eier. Daraus schlüpfen wiederum 20 Männchen und vor allem 20 Weibchen, die am 15. Mai ihrerseits je 40 Eier legen. Auch daraus schlüpfen 20 Männchen und 20 Weibchen. Jetzt haben wir schon 881 Käfer, darunter 440 Weibchen. Am 1. Juli legt jedes der 440 Weibchen wiederum 40 Eier, dabei spielen die Käfer aus der ersten Generation jeweils ebenfalls mit. Jetzt wären wir bereits bei 17.640 Käfern aus der zweiten Generation (Geschwisterbruten eingerechnet) plus 841 aus der ersten Generation, in Summe also 18.521 Käfer, die Hälfte davon Weibchen. Diese starten am 15. August zur dritten Generation los und damit hätten wir über 370 Tausend Käfer.
In der Regel geht man davon aus, zumal nicht alle Käfer überleben, dass ein Buchdruckerpärchen in für den Käfer günstigen Jahren in Thüringen etwa 100.000 – 150.000 Nachkommen schafft, alle Geschwisterbruten mit eingerechnet. Das wird ein großes Familienfoto mit Oma-Borkenkäfer.
Ein Familienfoto, das der Baum jedoch meist nicht überlebt. Die Käfer fressen sich systematisch durch die Bastschicht. Die Bastschicht ist für die Wasser- und Nährstoffversorgung des Baumes verantwortlich. Durch die Borkenkäfer wird der Stamm, durch die Summe aller Fraßgänge, einmal rundherum von der Wasser- und Nährstoffzufuhr abgeschnitten. Zusätzlich tragen die Käfer auf ihren Panzern Pilze in den Stamm hinein. Diese Pilze verstopfen die wasserführenden Schichten des Xylems, der Baum verdurstet endgültig.
Quelle: https://waldseiten.de/borkenkafer/, überarbeitet durch ThüringenForst-AöR
Woran erkennt man einen Borkenkäferbefall?
Man erkennt den Borkenkäferbefall am Baum durch braunen Bohrmehlauswurf an Stamm und Wurzelanlauf, an abgeworfenen grünen Nadeln am Waldboden, braunverfärbten Baumkronen, abfallender Rinde oder Spuren von Spechten, die nach den Käferlarven unter der Rinde suchen.
Quelle: https://www.harzinfo.de/naturlandschaft-harz/initiative-der-wald-ruft, ThüringenForst-AöR
Waldumbau: macht den Wald stabil und widerstandsfähig
Reine, gleichaltrige Fichtenwälder haben in Zeiten des Klimawandels ausgedient, da sie nicht für alle Waldstandorte und Waldrisiken geeignet sind. Als Flachwurzler mit relativ breiten Kronen sind Fichten anfällig für Sturmwurf und Schneebruch.
Die Förster „bauen“ daher seit Jahrzehnten den Wald um – ThüringenForst und Waldbesitzende passen die Wälder dem Klimawandel an. Ziel ist ein standortgerechter, baumartenreicher, strukturierter und ungleichaltriger Wald. Er soll dem schleichenden Klimawandel standhalten und auch zukünftig im Rahmen der Fotosynthese viel klimaschädliches CO2 in Sauerstoff umwandeln.
Er soll ebenso gegenüber Wetterextremen wie Dürren, Stürmen oder Überschwemmungen resistent sein. Zugleich soll er weiterhin eine nachhaltige, multifunktionale Nutzung ermöglichen.
https://www.thueringenforst.de/wald-zukunft/wald-klimawandel, ThüringenForst-AöR
Hochstubben erleichtern die Wiederbewaldung
So mancher Waldwanderer hat sich schon über geräumteBorkenkäferschadflächen gewundert, auf denen Dutzende, etwa zwei bis drei Meter hohe Baumstümpfe verblieben. Die Erklärung: Die Hochstubben dienen dem Schutz und der Förderungen des Baumnachwuchses und beschleunigen so den Waldumbau.
Was für den Laien irgendwie nach Hangsicherung aussieht, ist schlicht und einfach eine Maßnahme aus der Trickkiste des naturnahen Waldbaus. Im Schutz dieser Stümpfe wird die neue Waldgeneration gepflanzt: „Stockachselpflanzung“ nennen Forstleute diese Vorgehensweise. Das Verfahren stammt ursprünglich aus dem Hochgebirge, wo es neben dem mechanischen Schutz der Forstpflanze gegen Schnee, auch gleich dem Hang- und Lawinenschutz dient. Der große Vorteil in Thüringens Wäldern: Im Schutz der Hochstubben gedeihen junge Forstpflanzen besser. Die Hochstubben spenden den Bäumchen Schatten, bieten Windruhe, sammeln Regenwasser und zerfallen nach Jahren in wertvollen Humus und versorgen die Pflanze mit Nährstoffen. So lässt sich zügiger ein klimastabiler Mischwald begründen.
https://www.forstpraxis.de/hochstubben-erleichtern-die-wiederbewaldung-19309, ergänzt durch ThüringenForst-AöR
Wie wird aufgeforstet?
Der Klimawandel, welcher Hitze und Trockenheit mit sich bringt, ist nicht zuträglich für das Anwachsen von kleinen Setzlingen. Daher ist es besonders wichtig, die Pflanzzeit mit Bedacht entweder im Frühjahr (Zeitfenster: etwa drei Wochen) oder Herbst (Zeitfenster: etwa sechs bis acht Wochen) zu wählen.
In vielen Regionen, so auch im Schwarzatal, gibt es engagierte Bürgerinnen und Bürger, Jugendliche und Kinder, die öffentliche Pflanzaktionen unterstützen und beim Pflanzen der Setzlinge helfen.
Kann man auch anderweitig gegen den Borkenkäfer vorgehen?
Ab dem Frühjahr, wenn der Käfer zu fliegen beginnt, können mit Fallen und synthetisch hergestellten Lockstoffen die Käfer im Wirtschaftswald gefangen werden, um die Population von Beginn an zu lokalisieren (sog. Monitoring). Denn nur wenn man weiß, wann der Käfer, an welchem Ort, aus welcher Windrichtung und in welcher Stärke auftritt, kann der Waldbesitzende gezielt reagieren. Da der Käfer bei einer Massenvermehrung in Millionen-Populationen auftritt, ist eine Bekämpfung mit diesen Monitoring-Fallen allerdings nicht möglich.
https://www.harzinfo.de/naturlandschaft-harz/initiative-der-wald-ruft, ThüringenForst-AöR
Wem gehört der Wald an der Steilstrecke der Bergbahn?
Die Waldgrundstücke rings um die Steilstrecke gehören unterschiedlichen Eigentümern. Zum Teil gehören diese der DB Infrastruktur GmbH (Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn - OBS), privaten Waldbesitzenden, aber auch den Kommunen. Die OBS unterstützt den Waldumbau nach ihren Möglichkeiten.
Auch wenn sich zunächst ein erschreckendes Bild aufgrund der flächigen Rodungen ergibt, so wird alles dafür getan, die Wiederbewaldung und den Waldumbau zu unterstützen und die neuen Mischwälder klimaangepasst zu gestalten. Betrachtet man die Rodungen aus einem positiven Blickwinkel, so ergeben sich neue Sichtachsen in die Ferne, zuvor verdeckte Ortschaften können entdeckt werden oder man kann Gesteinsformationen einsehen, die so vorher nicht zu Tage getreten wären. Und ein weiterer ökologischer Aspekt gilt es zu beachten: Durch die bestockungsfreie Fläche erwärmt sich der Boden deutlich schneller als unter einem geschlossenen Waldkronendach. Wärmeliebende Bodentiere finden sich ein, vor allem Insekten und Schmetterlinge. Und wo Insekten und Schmetterlinge sind, da finden sich auch Vögel ein. Insofern wird das lichtarme und kühle Ökosystem Wald durch ein lichtreiches und warmes Offenland abgelöst. Allerdings nur für ein Jahrzehnt. Denn dann wächst schon der neue Mischwald heran und verändert das Kleinklima. Natur ist eben ein ewiges, ungemein faszinierendes Kommen und Gehen…
Dankeschön
Wir danken allen Institutionen, die im Internet zahlreiche Informationen zum Thema Waldwandel veröffentlichen. Wir haben uns dieser Informationen bedient und mit Hilfe des ThüringenForst an uns angepasst. Vielen Dank an den Thüringen Forst für die Unterstützung bei der Aufbreitung der Informationen.